von M.I.T. » 01 Sep 2019 15:19
Eine sehr gute Freundin von mir leitet in NYC zwei Kampfsportschulen. Sie trägt den 6. Dan im JJ und den 4. Dan im Karate. Die Dame ist etwa 10 Jahre älter als ich und fit wie eine Turnerin. Sprich: Sie würde vielen hier das Fürchten lehren, so gut ist sie, trotz ihrer Altersklasse. Die Dangrade, die sie trägt, trägt sie mit Recht, und sie lebt und atmet ihren Kampfsport. Will sagen: Stimmt! Ohne einen gewissen Grundlevel an Fitness kann man hochgradierte Lehrer einfach nicht ernstnehmen.
Aber es gibt auch Ausnahmen. Der Verband, in dem ich jetzt aktiv bin, ist der DJKB - Deutscher JKA Karate Verband. Der Chief Instructor ist Hideo Ochi, 9. Dan. Der Mann geht stramm auf die 80 zu, hat eine völlig runierte Hüfte, hinkt schon beim ganz normalen Gehen, und demonstriert auf Lehrgängen überhaupt nichts mehr. Aber den Mann muss man mehr als ernstnehmen. Dass er zu seinen besten Zeiten nämlich technisch grandios und Weltklasse war und er auf einen absolut beeindruckenden Lebenslauf zurückblicken kann, das steht wohl außer Frage. Und der schmückt sich nicht mit ausgedachten und erkauften und völlig absurden Dangraden von Organisationen, von denen noch nie jemand etwas gehört hat.
Warum wird sowas hingenommen? Kampfsport hat gerade in den "traditionellen" Sparten sehr sehr oft einen ganz üblen Beigeschmack von Kult und Religion. So einfach ist das. Würde ich zu einem Probetraining irgendwo aufschlagen, und der Lehrer / Sensei / Instructor / Coach sähe so aus, dann würde ich direkt wieder gehen. Und je mehr eine "Kampfkunst" zu einer "inneren" wird, desto weniger besteht die Chance, dass die Leute dort in irgendeiner Form kämpfen können.